Provincia
Adumbrata Begegnungen im Schattenreich 20062007 |
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In der Arbeit Provincia Adumbrata setzt sich Gerhard Lang mit einer Sammlung aus 34 phrenologischen Gipsabgüssen von Köpfen erhängter Frauen und Männern aus dem 19. Jahrhundert auseinander. Diese Gipsbüsten stammen ursprüngich vom berüchtigten Newgate Prison und werden heute im Crime Museum (dem früheren Black Museum) im Präsidium der Metropolitan Police, im New Scotland Yard in London aufbewahrt. Die Phrenologie war besonders im Großbritannien des 19. Jahrhunderts eine populäre Charakterlehre. Man glaubte mit dem Vermessen der Wölbungen und Vertiefungen auf dem Kopf einer Person ein zuverlässiges Instrument in der Hand zu halten, mit dem sich der Charakter der Person ergründen ließ. Ein Großteil des Interesses galt den Köpfen der "Unnormalen". Kann man am Kopf den Kriminellen erkennen? Haben alle Taugenichtse eine Delle an der gleichen Stelle? Um dem empirisch nachzugehen, wurden die Köpfe von Hingerichteten abgeformt und an Gipsbüsten die phrenologischen Untersuchungen vorgenommen. Diese Forschung verlor Ende des 19. Jahrhunderts an Ansehen, dennoch wurden in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts diese Theorien mit grausamen Konsequenzen wieder aufgegriffen. Die 34 Gipsköpfe bezeugen einen Teil der Geschichte der modernen Hirnforschung. Gleichzeitig sind sie Ausdruck dramatischer Vorgänge, auch hervorgerufen durch Verdrängungsprozesse, Fehleinschätzungen und bisweilen von einer arroganten und omnipotenten Einstellung zu den Dingen, die alles für machbar hält. Lang entschied sich, in der Arbeit Provincia Adumbrata den Umweg über die uns fremdeste Seite des Selbst zu gehen: den Schatten. Auf diesem Wege gelingt es ihm, gleichsam Verlorengegangenes zu vergegenwärtigen und uns näher an die Person heranzuführen. Zwischen Juli 2006 und April 2007 stellte er von den 34 Büsten jeweils ein Schattenbild von vorn und eines von der Seite her. Lang hatte das Privileg, diesen Teil der Arbeit im Crime Museum des New Scotland Yard durchzuführen.
Anerkennung: Ohne die großzügige Unterstützung des Kurators des Crime Museums im New Scotland Yard, Alan McCormick, wäre diese Arbeit nicht entstanden. Anmerkungen: Gerhard Lang erhielt auch die Erlaubnis, im Crime Museum einen Zyklus von Zeichnungen anzufertigen. Dieser Zyklus wird in absehbarer Zeit unter dem Menü Arbeiten auf einer eigenen Seite präsentiert. Während der Vorbereitungen für die Arbeit Provincia Adumbrata führte Gerhard Lang Gespräche mit Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen in Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich, der Schweiz und in den Vereinigten Staaten (USA). Das reichhaltige Material hat Lang in Aktenordnern und zwei Aufzeichnungsbüchern zusammengetragen. Beteiligt waren: (hier klicken)
Links:
Das Crime Museum: http://www.met.police.uk/history/crime_museum.htm Die Phrenologie: http://de.wikipedia.org/wiki/Phrenologie Abb. I a / I b: DM 16, Photo: Gerhard Lang Abb. II a / I b: DM 2, Photo: Gerhard Lang Abb. III: Transformationsprozess, Photo: Gerhard Lang Abb. V: Transformationsprozess, Photo: Alan McCormick |
I a. / I b. II a. / II b. III. IV a. / IV b. V. VI. |